In diesem Artikel
New Work im Überblick
Sag mal – bist du vielleicht auch schon das ein oder andere Mal über den Begriff “New Work” gestolpert? Ja? Kein Wunder – denn spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist er in aller Munde! Doch was genau steckt hinter dem vermeintlichen Modewort? Und welchen Einfluss hatte es auf den Wandel unserer Arbeitswelt? Genau diese Themen möchte ich heute genauer unter die Lupe nehmen 🧐
Eines ist sicher: Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt in den letzten paar Jahren vehement auf den Kopf gestellt. Spätestens seit dem coronabedingten Umzug vom Büro ins Home-Office wurde vielen klar: Arbeiten geht auch anders! Virtuelle Videocalls in Schlafanzughose und Sakko, mit Kindern, Ehepartnern und Haustieren, die durchs Bild flitzen, sind inzwischen gang und gäbe geworden.
Doch was genau definiert “New Work” nun?
Generell befindet sich unsere Arbeitswelt schon viel länger im Wandel, als man vorerst vermuten würde. Viele Unternehmen verwenden den Begriff “New Work”, also “neues Arbeiten”, um diesen Paradigmenwechsel genauer zu definieren. Er soll die fest strukturierte und streng hierarchische Arbeitswelt des vergangenen Jahrhunderts ablösen.
Was New Work jedoch im Kern bedeutet, darüber könnte man wahrscheinlich bis tief in die Nacht diskutieren. Irgendwie wirkt doch noch alles so neu, unberührt und mitten im Wandel. New Work bricht alte Strukturen auf und beleuchtet bisherige Machtverhältnisse aus einer anderen Perspektive. Persönliche Bedürfnisse, Emotionen und Wünsche rücken verstärkt in den Fokus und werden auf eine offene Art und Weise kommuniziert.
Kurz gesagt: New Work ist eine Kombination aus Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und setzt auf Vertrauen statt Kontrolle. Dieser Trend erfasste in erster Linie den Start Up-, Medien- und Kreativsektor und schwappte Schritt für Schritt auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen über.
Back to the Roots – woher kommt New Work?
Der Sozialphilosoph Prof. Dr. Frithjof Bergmann betrachtete das aktuelle Arbeitssystem als veraltet und warf die berühmte Frage nach dem Sinn auf. Daraufhin entwickelte er ein Gegenmodell zum Kapitalismus und nannte seine Bewegung „New Work“. Diese Bewegung ist mittlerweile zum Megatrend geworden, der Hand in Hand mit der fortschreitenden Digitalisierung und Globalisierung die Arbeitswelt umwälzt.
Doch wie sieht New Work in der Praxis aus?
Grundsätzlich gibt es nicht “den einen Weg”, um New Work im eigenen Unternehmen zu etablieren. Das Wichtigste ist, dass die neu eingeführten Arbeitsformen in Resonanz mit den Werten des Unternehmens stehen und der Wandel gänzlich stattfindet. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, diese Werte als Leitfaden zu betrachten:
- Freiheit und Selbstständigkeit
- moderne und digitale Führungskultur
- Zusammenarbeit und Teilhabe
Arbeiten wann, wo und wie ich will: flexibel und unabhängig
Das hohe Maß an Flexibilität bezüglich der Arbeitszeit steht meist im oberen Bereich der Werteliste vieler New Work Unternehmen. Das Thema Work-Life-Balance spielt hierbei eine unabdingbare Rolle und soll den klassischen „Nine-to-Five-Job“ ablösen. Die Idee dahinter: Das Mehr an Freizeit und die flexible Zeiteinteilung sollen die Mitarbeiter:innen produktiv und gesund halten. 🌱
Viele Jobs erfordern lediglich einen Laptop und eine stabile Internetverbindung. So reisen digitale Nomad:innen mit Laptop unterm Arm durch die Welt – ob angestellt oder als Freelancer:in – und arbeiten entweder in den eigenen vier Wänden oder zusammen mit anderen in Co-Working-Spaces. Arbeitsort und Arbeitszeiten können selbst bestimmt und flexibel an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden.
“Command and Control” – steile Hierarchien: Schnee von gestern!
Die klassische Führungspyramide – ganz oben der CEO, ganz unten die Mitarbeiter:innen – wird von New Work drastisch auf den Kopf gestellt. Der Fokus liegt nun auf modernen und demokratischen Führungskulturen. New Work Leaders treten in die Rolle eines Coaches, der seinem Team unterstützend zur Seite steht, ihm dabei hilft herauszufinden, was es antreibt und, wie dies im Unternehmen angewendet werden kann.
Auch das sogenannte digitale Leadership gewinnt im heutigen Zeitgeist immer mehr an Bedeutung. Viele Digital Leaders ziehen sich die Digitalisierung zunutze, um neue Technologien im Unternehmen zu etablieren und Prozesse zu automatisieren. Somit steigern sie Effizienz und Effektivität und machen Konzepte wie digitales Nomad*innentum erst möglich.
Human Design und Teamwork auf einem neuen Level
Hast du vielleicht auch schon das ein oder andere Mal mit dem Gedanken gespielt, wie man eine Gemeinschaft innerhalb eines Unternehmens schafft? Besonders in unserer schnelllebigen und komplexen Welt stoßen wir mit “einfachen” Lösungen schnell an unsere Grenzen und kommen einfach nicht mehr weiter. Agilität und innovatives Denken werden für Unternehmen überlebensnotwendig. Immer häufiger müssen komplexe Probleme schnell gelöst und Strategien rapide umgesetzt werden.
New Work Unternehmen ziehen daher das Konzept des Human Designs zurate. Es geht darum, die Fähigkeiten und Potenziale der Mitarbeiter:innen zu erkennen und richtig einzusetzen. Unternehmen vergeben ihre Aufgaben nicht nach Titel oder Abteilungen, sondern teilen ihre Teams nach Fähigkeiten und Persönlichkeit ein. Das Verfolgen eines gemeinsamen Ziels soll die Teamfähigkeit erhöhen. Wissen und Fähigkeiten werden offen ausgetauscht und jedes Teammitglied kann seinen Charakter miteinbringen.
Klingt gut! Doch was sind die Schattenseiten von New Work?
New Work rüttelt stark an den Gewohnheiten, eingeschweißten Arbeitsabläufen und dem klassischen Hierarchiemodell vieler Unternehmen. Studien haben gezeigt, dass neun von zehn Transformationsprozessen in der Regel scheitern. Der Hauptgrund dafür: “Unsichtbare” Effekte der Veränderungen werden übersehen. Das drosselt nicht nur Produktivität und Effizienz, sondern zieht im schlimmsten Fall das gesamte Unternehmen in Mitleidenschaft. 📉
Veränderungen von außen erzeugen in erster Linie einen inneren Widerstand. Sie zwingen Unternehmen dazu, Risiken einzugehen und über den Tellerrand hinauszusehen. Was vorerst super klingt, erweist sich oft als kompliziert, abstrakt und umständlich.
Generell gilt, dass Veränderungen uns aus unserer Komfortzone herauskatapultieren und gewohnte Abläufe und Routinen aufs Spiel setzen.
Zu viel Veränderung in zu kurzer Zeit kann innerhalb eines Unternehmens zu Überforderung und Unverständnis führen. Irgendwann wird es der Belegschaft zu viel und sie macht sich auf die Suche nach einem:einer neuen Arbeitgeber:in.
Diesen Fehlschuss kann man allerdings verhindern: Wenn man von vornherein eine offene Kommunikationskultur einführt und jede Veränderung schrittweise und überlegt durchführt. Etwa dort, wo sie für Mitarbeiter:innen am notwendigsten ist. Nach jeder größeren Transformation sollte eine Ruhephase folgen. So können Mitarbeiter:innen das Gelernte besser integrieren und sich nach der Anstrengung erholen.
Fazit – wer sollte New Work etablieren?
New Work bietet eine Vielzahl an alternativen Arbeitsmodellen, die die persönliche und berufliche Entfaltung aller Arbeitnehmer:innen fördern können. Parallel dazu eröffnet die neue Arbeit für Unternehmen die Möglichkeit, schneller und agiler zu handeln.
Nichtsdestotrotz ist dieses Konzept nicht für jede Berufsbranche geeignet. Während Programmierer:innen, Grafiker:innen oder Texter:innen bei der Einteilung ihrer Arbeitszeiten oft freie Wahl haben, sind Handwerker:innen oder Krankenpersonal schon deutlich eingeschränkter. Zudem bedeutet New Work auch Veränderung. Die Globalisierung und Digitalisierung rütteln an klassischen Arbeitsmodellen und werden einige Branchen langfristig zum “Umdenken” zwingen.
Auf der anderen Seite wird New Work in Zeiten von Work-Life-Balance und Selbstfindung zum zentralen Leitwort und zeigt vielen Menschen neue Perspektiven auf. Es ist vor allem ein Versprechen für die Zukunft, das versucht, den individuellen Ansprüchen vieler gerecht zu werden.