Gastautorin
· Juli 2021
· aktualisiert Januar 2023
Ich starre auf den Bildschirm. Es ist der 14.09. 9.00 Uhr morgens und ich starre weiterhin auf meinen Laptop. „Konzentrier dich", denke ich mir, „das ist deine Thesis. Darauf hast du so lange hingearbeitet. Der ganze Arbeitsstress ist rum. Nur noch deine Thesis.“ Aber ich kann mich nicht konzentrieren, geschweige denn motivieren. Ich sitze weiterhin auf der Couch und starre auf den Bildschirm. Noch hat sich nichts getan. Wieder gucke ich auf die Uhr. Es ist 12Uhr. Ich habe noch nicht gegessen, aber Hunger habe ich auch nicht. „Komm schon“, versuche ich mich selbst zu motivieren, „das Thema ist doch cool.“ Weiteres Starren. Ich öffne Google und starre auf den Suchbalken.
Ich stand auf, setzte mich vor meinen Laptop, die Stunden verstrichen und ich ging ins Bett. Ich hatte nichts Produktives gemacht und wenn ich ins Bett ging, ärgerte ich mich darüber. Ich konnte nicht schlafen, machte kaum ein Auge zu.
Das Ich in dieser Geschichte bin ich, Carin, Ende des Jahres 2020. Am 22. September des Jahres habe ich wegen eines Burnouts mein duales Studium gekündigt, meine Bachelorthesis abgebrochen und mich krankschreiben lassen. In diesem Artikel möchte ich die Gelegenheit nutzen, über meine Erfahrungen zu sprechen; auch wie ich auf meinen Burnout reagiert habe und was meine Burnout Anzeichen waren, kommt zur Sprache. Denn auch wenn in den letzten Jahren das Bewusstsein für psychische Krankheiten und Krankheitsbilder wie Burnout steigt, so steigt parallel die Zahl an Arbeitsunfähigkeitsfällen aufgrund von Burnout seit 2014. Wo es 2004 noch 0.6 Fälle pro 1.000 AOK-Mitglieder:innen waren, waren es 2018 schon 5,7. Es ist schon lange keine „Managerkrankheit“ mehr. Denn 2018 waren die drei Berufsgruppen mit den meisten Krankheitstagen aufgrund von Burnout Aufsichts- und Führungspersonen im Verkauf, Berufe im Dialogmarketing und Berufe in der Altenpflege. Zwar liegt das Durchschnittsalter für das Burnout Syndrom deutlich höher, aber dennoch sind Geschichten wie meine kein Einzelfall.
Ich stehe in der Küche. Müde, erschöpft, ausgelaugt. Seit Tagen habe ich das erste Mal wieder Hunger. Ich nehme mir einen Teller aus dem Schrank. „Soll ich dich mitnehmen?”, blitzt die Nachricht auf meinem Handy auf. “Bloß nicht”, denke ich mir. Ich mag doch meinen Arbeitsplatz, aber bei dem Gedanken wird mir schlecht. Ich hege einen richtigen Groll. Warum? Keine Ahnung. Ich will da nicht hin, basta. Es ist der 17.09. Zwei Wochen und ich habe noch so gut wie nichts geschafft. Als ich antworten will, rutscht mir der Teller aus der Hand und zerbricht in tausend Teilen auf dem Boden. Die Tränen kommen schneller in meine Augen, als ich realisiere, was mir gerade passiert ist. Weinend lege ich mich ins Bett. “Was kann ich eigentlich?”
Nach Kriterien des ICD10 ist Burnout keine eigenständige Krankheit und fällt in die Rubrik „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Das Syndrom hat viele Symptome, sowohl psychische als auch körperliche. Viele Burnout Anzeichen sind in meinem damaligen Verhalten erkennbar. Im ersten Absatz erkennt man Erschöpfung, Ungeduld, Konzentrationsschwächen, Müdigkeit und Schlafstörungen. Auch der Groll auf meinen damaligen Arbeitsplatz, meine schnelle Überforderung, das Gefühl von Wertlosigkeit und das Fehlen von Hunger lassen sich auf das Burnout Syndrom zurückführen. Später erfahre ich auch Reizbarkeit, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Apathie. Für jeden können Burnout Anzeichen allerdings anders sein.
21.09 seit bald drei Wochen bin ich zu meiner Thesis angemeldet, aber geschafft habe ich noch nichts. Knapp 3 Seiten geschrieben. Schlauer als vorher bin ich nicht. Entwickelt habe ich nichts. Ich mache nichts anderes, als vor dem Laptop zu sitzen und trotzdem schaffe ich nichts. Der Gedanke macht mich wütend. Ich sitze wieder auf der Couch und raufe mir die Haare. So langsam bekomme ich das Bedürfnis gegen etwas zu springen oder gegen eine Wand zu schlagen.
Einer der ersten Tage, an denen ich mir dachte “ich kann nicht mehr”
Erstansprechpartner:in ist häufig ein:e Hausärtzt:in. Diese:r kann dich krankschreiben und dich an eine:n Spezialist:in, wie zum Beispiel Psychotherapeut:innen, Psychiater:innen oder Psycholog:innen überschreiben. Abgesehen von Ärzt:innen gibt es auch ein breites Spektrum an Angeboten für Burnout Betroffene: Selbsthilfegruppen, Meditationen, Kliniken, Online-Kurse und Übungen. Das Wichtigste ist, dass du dir selbst eingestehst, dass du eine Pause brauchst. Es ist egal warum, mit welchen Gründen. Solange du es dir nicht selbst eingestehst, kann es nicht besser werden. Als Angestellte:r kannst du dich krankschreiben lassen. Wenn du Student:in bist rate ich dir: Es gibt noch ein nächstes Semester. Es bringt nichts, dich jetzt kaputtzumachen. Höre auf deinen Körper und deine Burnout Anzeichen. Egal wie weit du jetzt bist, sag es ab. Du kannst dich an den:die Professor:in deines Vertrauens wenden. Er:Sie wird hinter dir stehen. Es ist immer möglich ein Urlaubssemester zu nehmen oder wegen Krankheit Klausuren abzusagen. Auch wenn du selbständig bist, kannst du dich je nach Krankenkasse und Leistungen krankschreiben lassen. Hier greifen vor allem Krankentagegeldversicherungen. Auch hier gilt: nimm dir die Pause. Egal was für einen Termin du hast, egal was es für eine Deadline es ist: sag es ab. Du brauchst die Pause.
Mittlerweile gehe ich mit Stress ganz anders um. Durch meine freiberufliche Tätigkeit kann ich nicht nur meine Zeit freier einteilen, sondern auch nur die Aufgaben annehmen, die mir wirklich gefallen. Ich weiß jetzt auch, wie mein Körper auf Stress reagiert und was meine Burnout Anzeichen sind. Es gibt ein paar Tipps, die ich jedem ans Herz legen würde, um mit Stress umzugehen:
Der 22.09. Langsam steige ich aus dem Bett. Ich setze mich auf die Couch. “Heute mache ich bestimmt was. ”Ich klappe den Laptop auf. “Mist, ich hab vergessen ihn zu laden gestern Abend.” Ich stecke ihn zum Laden an; starre auf den Bildschirm, bis er wieder angeht. Der Laptop ist älter und von dem Unternehmen, bei dem ich arbeite. Als er angeht, bekomme ich eine Fehlermeldung. “Datum und Uhrzeit fehlerhaft”. Die Biosbatterie hat sich entladen und dadurch stimmt die Uhrzeit nicht mehr. Ich bekomme Panik, ich kann mich deswegen nicht mit dem Internet verbinden. Verzweifelt versuche ich in den Einstellungen Datum und Uhrzeit zu ändern. Nope. Vom Unternehmen eingestellt, dass Datum und Uhrzeit vom Unternehmensserver gelesen werden und mit dem kann ich mich nicht verbinden, weil ich kein Internet habe. Fassungslos starre ich auf den Bildschirm. Und jetzt? Wie soll ich denn jetzt mitten in Corona-Zeiten jemanden erreichen. Mir stehen die Tränen in den Augen. Ich würde das Ding am liebsten durch die ganze Wohnung schmeißen. Es wird alles zu viel. Ich spüre, wie alles über mir zusammenbricht. Müsste ich beschreiben wir es mir ging, würde ich sagen, ich fühle mich, als würde ich ertrinken. „Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr“, schießt mir durch den Kopf, „ich bin am Ende. Ich will nicht mehr“. Ich muss was ändern. Ich will was ändern.
Kurz danach, habe ich die Reißleine gezogen. In ungefähr einer Stunde habe ich gekündigt, mich krankschreiben lassen und meine Thesis abgebrochen. In vielen Geschichten gibt es einen Buhmann, einen schwarzen Peter, einen Bösewicht oder einen Sündenbock, aber in dieser nicht. Es lag nicht an dem Arbeitsplatz, an dem Arbeitsklima, an meinen Kolleg:innen oder an meinem Mentor, ganz im Gegenteil. Auch wenn das der Grund sein kann, waren es bei mir viel mehr, die Entscheidungen, die ich getroffen oder besser die, die ich nicht getroffen habe. Rückblickend erkenne ich, dass ich nicht genug für mich eingestanden bin, dass ich zu wenig gesagt habe, wie gestresst ich bin, aber auch, dass ich mich selbst gar nicht gefragt habe, wie es mir wirklich geht. Egal wodurch es entsteht, es ist kein Grund zur Scham. Im Gegenteil! So etwas passiert. An solchen Erfahrungen wächst man. So etwas macht einen stark. Für mich, war es einer der lehrreichsten Erfahrungen in meinem Leben. Ich weiß jetzt, wie ich auf Stress reagiere und was meine persönlichen Burnout Anzeichen sind. Ich bin deutlich selbstbewusster und zielstrebiger. Für mich hat sich damit eine komplett neue Welt eröffnet. Ich habe gelernt, dass es noch so viel mehr da draußen gibt, als einfach studieren und regulär arbeiten. Noch im November desselben Jahres habe ich eine neue Thesis begonnen und im März dieses Jahres meinen Bachelor erfolgreich beendet. Jetzt bin ich im ersten Semester meines Masters und arbeite nebenbei freiberuflich. Ich habe meinen Weg geschafft. Mir geht es jetzt besser als vorher und das kannst du auch.
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Gastautorin
Carin studiert im Master angewandte Informatik. Sie freut sich immer über neue Arbeitsumfelder und Herausforderungen. Falls sie mal etwas Zeit für sich hat programmiert sie ihre privaten Projekte. Andere Lesen, Carin programmiert.
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